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Ein spezieller Fang

Proceratophrys brauni, unser Frosch des Jahres 2004. Foto: Axel Kwet Ein Wasserfall im Dickicht des steilen und unzugänglichen südbrasilianischen Küstenregenwaldes: zielsicher greift eine Hand nach dem Kopf der fliehenden Schlange, die andere Hand sichert den wild um sich schlagenden Körper. Erst nach dem Fang des Reptils wird klar, dass es sich nur um ein Exemplar der harmlosen und im Araukarienwald häufigen Natter Xenodon neuwiedii handelt. Die Schlange soll markiert und für weitere Studien wieder frei gelassen werden. Doch da geschieht etwas Unvorhergesehenes: die Schlange fängt an zu würgen und erbricht fünf lebende Jungkröten der Art Bufo ictericus, sowie einen unbekannten, toten, doch glücklicherweise noch sehr gut erhaltenen Frosch. Oder ist dieses warzige, urtümlich aussehende Tier vielleicht doch eher eine Kröte?

Unterseite des von einer Schlange hervorgewürgten Exemplars von Proceratophrys brauni. Foto: Axel Kwet Eine neue Art für die Wissenschaft
Erst weitere Feldstudien, Vergleiche in zoologischen Sammlungen und akribische Literaturrecherchen werden ergeben, dass es sich bei diesem ungewöhnlichen, am Bauch prächtig rot und schwarz gefärbten Froschlurch in der Tat um keine Kröte, sondern um einen bis dato unbeschriebenen Pfeiffrosch (Familie Leptodactylidae) aus der Gattung der Ur-Hornfrösche (Proceratophrys) handelt. Die neue Art mit dem Aussehen einer Kröte haben wir zwischenzeitlich als Proceratophrys brauni wissenschaftlich beschrieben (Kwet, A. & J. Faivovich, 2001: Proceratophrys bigibbosa species group (Anura: Leptodactylidae), with description of a new species. Copeia 2001: 203-215). Sie lebt zusammen mit ihrem nahen Verwandten, Proceratophrys bigibbosa, in der Laubstreu des Waldes. Beide Arten sind sehr selten und sehen sich extrem ähnlich. Auch von der zweiten, wissenschaftlich bereits beschriebenen Spezies waren außer dem so genannten Holotypus, also jenem Belegexemplar, nach dem P. bigibbosa ursprünglich beschrieben wurde, bisher keine Funde bekannt. Interessanterweise wurden die Tiere in der Fachliteratur auf Grund dieses einzigen, seit über 150 Jahren im Alkohol liegenden und längst verblichenen Exemplars, als gelbbäuchig beschrieben. Erst unsere neuen Funde zeigen, dass beide Proceratophrys-Arten im Leben einen kräftig roten Bauch besitzen.

Merkmale und Biologie der neuen Art
Länge der Männchen 30-35 mm, der Weibchen 38-40 mm. Seltene Art, die endemisch in Südbrasilien lebt (nördliches Rio Grande do Sul und südliches Santa Catarina). Kräftiger Körper mit kurzen Beinen. Kurze Schnauze, von oben gesehen zugespitzt. Zwei ovale Knochenhöcker, hinter den Augen liegend, klein und kaum hervorstehend. Rückenfärbung variabel braun, meist relativ hell, mit symmetrischem Muster aus dunklen und hellen Linien und Flecken. Haut sehr drüsig und warzig. Zwei kräftige, geschwungene Drüsenleisten, die eine heller gefärbte zentrale Rückenfläche umfassen. Hautvertiefung an der Schulter weißlich oder hellbraun. Bauch schwarz mit roten Flecken. Kehle schwarz mit feinen rötlichen Tupfen. Überwiegend tagaktiver Bodenbewohner, der in der Streuschicht in den Berghängen des Atlantischen Regenwalds lebt. Zur Laichzeit von November bis Februar nach heftigen Regenfällen an kleinen Bächen mit schnell fließendem Wasser zu finden. Die Männchen rufen im flachen Wasser zwischen Steinen oder Pflanzen. Eier und Larven bisher unbekannt. Rufaufnahmen dieser Art sowie weitere Infos (auf portugiesisch) finden sich im Album Brasilien, Rio Grande do Sul [Proceratophrys brauni]